Bei einer Sprachentwicklungsstörung (SES) ist die normgerechte sprachliche Entwicklung des Kindes dauerhaft beeinträchtigt. Das Kind hat Schwierigkeiten bei der Organisation und Verarbeitung sprachlicher Informationen.
Bei einer Sprachentwicklungsverzögerung (SEV) ist die Sprachentwicklung des Kindes lediglich zeitlich verzögert. Die damit verbundenen Schwierigkeiten im Bereich des Sprachverständnisses, der Artikulation, des Wortschatzes und/ oder der Grammatik können bei entsprechender Förderung ausgeglichen werden. Aus einer Sprachenwicklungsverzögerung (SEV) kann allerdings auch eine Sprachentwicklungsstörung (SES) resultieren.
Eine Sprachentwicklungsstörung (SES) umfasst meist mehrere Störungen in den folgenden Bereichen:
- Störungen im Bereich der phonetisch-phonologischen Fähigkeiten:
Das Kind hat Schwierigkeiten mit der Artikulation. Beispielsweise kann es bestimmte Laute nicht richtig bilden, ersetzt diese und/ oder lässt diese weg.
(Beispiele: Das Kind spricht „Ich tomme.“ anstelle von „Ich komme.“
„Der König hat eine Kone auf“ anstelle von „Der König hat eine Krone auf.“
„Der Voge hat einen Snabe.“ anstelle von „Der Vogel hat einen Schnabel.“)
- Störungen im Bereich der semantisch-lexikalischen Fähigkeiten:
Das Kind hat einen eingeschränkten Wortschatz. Ihm fehlen z. B. wichtige Ober- oder Unterbegriffe (Beispiel: Das Kind bezeichnet alle Obstsorten mit dem Begriff „Apfel“.), nutzt Platzhalter („weißt schon“ oder „Dings“), Umschreibungen oder Gesten und Pausenfüller („äh“) Zudem kann es sein, dass das Kind die Bedeutung verschiedener Begrifflichkeiten nicht kennt bzw. nicht versteht. Möglicherweise antwortet es dann auf unterschiedliche Fragen immer nur mit „Ja.“.
- Störungen im Bereich der syntaktisch-morphologischen Fähigkeiten:
Das Kind bildet keine grammatikalisch korrekten Sätze. Es liegt möglicherweise ein Dysgrammatismus vor. Dazu zählen z.B. das Auslassen des Subjekts oder des Verbs und/ oder die falsche Positionierung der verschiedenen Satzglieder. (Beispiel: Das Kind sagt: „Ich essen.“ „Ich Kindergarten gehe.“…)
- Störungen im Bereich der pragmatisch-kommunikativen Fähigkeiten:
Das Kind spricht wenig oder kaum mit Menschen seines Umfeldes. Es nimmt wenig Blickkontakt auf oder hält diesen nicht.
Der Redefluss des Kindes wird durch Wiederholungen, Dehnungen und Pausen unterbrochen.
Häufig treten darüber hinaus Auffälligkeiten in den sogenannten sprachtragenden Bereichen auf. Betroffen sind dann:
- die Wahrnehmung (visuell, auditiv)
- die Motorik (Grobmotorik, Feinmotorik, Graphomotorik, Mundmotorik)
- die Kognition
- die Emotionalität
- das Arbeits- und Sozialverhalten.